Eine Zugfahrt die ist lustig, eine Zugfahrt die ist…

Da denkt man sich: „Fahr ich mit dem Zug. Das ist stressfreier als das Auto zu nehmen. Man sitzt nur in seinem Abteil und wenn man am Zielort ankommt ist man schön ausgeruht…“

Ich reserviere ja schon immer einen Platz, weil es bei zum Teil bis zu 7 Stunden Fahrt mit Koffer und Rucksack nicht so angenehm ist, bangen zu müssen, ob man sich irgendwo mal setzen kann. Das macht Vieles angenehmer.

Wenn man denn nicht das Abteil mit den seltsamsten Zeitgenossen teilen müsste, die unsere Erde zu bieten hat. Ein kleiner Auszug aus den Erfahrungen meiner letzten Zugfahrt:

Zuerst war da der nette, jugendliche Goth. Er hatte Schmacht und harrte schon seit geraumer Zeit ohne Zigarette, dafür aber mit genügend Bier bewaffnet im Abteil aus. Nach einer Weile teilte er mir dann mit, dass er nie wieder Zugfahren würde, sobald er endlich einen Führerschein hätte. Meine Bemerkung: „Beim Autofahren kannst du zwar rauchen, aber da musst du dann wohl die Finger vom Bier lassen“ quittierte er mit einem ratlosen Blick. Darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht. 😉

Als der nette Junge den Zug verließ, nahm eine Afrikanerin mit ihren drei Kindern den leeren Platz ein. Mit Händen und Füßen verständigten wir uns darüber, wohin der Zug fährt und wie lange sie wohl bis zu ihrem Zielort bräuchte. Die Kinder fanden die lange Zugfahrt wohl langweilig, deshalb verwandelten sie das Abteil kurzerhand in ein Spielzimmer und Klettergerüst. Zumindest wurde es so etwas lebhafter im Zug. :-) Allerdings wurde mein Platz immer kleiner, da die Kinder mehr und mehr davon in Beschlag nahmen.

Auf der Rückfahrt fand dann noch eine Gruppe junger Männer den Weg in den Zug. Sie feierten den Junggesellenabschied eines Kollegen. Dazu hatten sie Unmengen Bier mit in den Zug gebracht, die es für den „Bräutigam“ aber erst zu verdienen galt. So kam ich dann in den Genuss eines Angebots einer Fussmassage. Auf die ich natürlich verzichtete…

Eine junge Familie mit einem süßen Baby hatte wohl leider keine Plätze im Zug reserviert. So versuchten ein paar andere Reisende und ich, etwas zusammenzurücken. Mit Baby und Gepäck stehen kann man wirklich niemandem zumuten.

Im Verlauf der Fahrt suchte dann eine Schaffnerin auch nach einem Platz für eine alte Dame, die wohl auch zu reservieren vergessen hatte. Leider erfolglos in unserem Abteil. Wir hatte ja bereits der kleinen Familie und mittlerweile auch einem anscheinend amerikanischen Reisenden (er sprach mit starkem USA-Akzent Englisch) Asyl gewährt.

Das Resümee meiner diesjährigen Zugfahrt lautet: Es war laut, anstrengend und sicher nicht erholsamer als eine Autofahrt. Dafür wurde es aber nie langweilig und man lief auch nicht Gefahr, während der Fahrt einzuschlafen und die richtige Haltestelle zu verpassen.

Würde ich wieder den Zug dem Auto vorziehen? Mit Sicherheit! Es ist auf jeden Fall mal etwas anderes. Und ab und zu kann es wirklich Spaß machen, die ganze Bandbreite an verschiedenen Menschentypen auf einem Haufen beobachten zu können. 😉

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