Valentine’s Day Revisited

Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, in der gab es keinen Valentinstag. Jedenfalls nicht hier in Deutschland. Als Kind hat man das auch irgendwie sowieso nicht vermisst.

Irgendwann wurde ich aber älter, und der amerikanische Einfluss auf die Gesellschaft wuchs. Ich erinnere mich noch, als eine Freundin mir das erste Mal Süßigkeiten und eine Karte mit zur Schule brachte. Sie hatte von diesem tollen Tag gehört, an dem man den Menschen, die man gern hatte, eine Freude machen sollte…und von da ab wurde es um den 14. Februar herum rosarot und die Herzchen hielten Einzug in den Einzelhandel. Der Valentinstag hatte das Ruhrgebiet erreicht. Und mit ihm wuchs der Druck, Freunden und Bekannten „Alles Liebe“ zum Valentinstag zu wünschen, Schokolade und Karten zu kaufen oder später MMS mit Herzen zu versenden.

Zunächst war das alles ja ganz nett. In unserer Mädels-Clique waren alle Singles, und so schenkte man sich gegenseitig Süßigkeiten und Karten und freute sich, dass man so gute Freundinnen hatte und Männer ja auch gar nicht brauchte.

Als dann aber mehr und mehr Beziehungen entstanden und  die Mädels die Süßigkeiten lieber an ihre Freunde verschenkten – und natürlich hofften, selbst auch Geschenke von den Männern ihrer Wahl zu bekommen – fingen die Herzen mehr und mehr an zu nerven.

War man nämlich Single fühlte man sich am 14. Februar einsamer als sonst und wurde permanent daran erinnert, dass einem noch ein Gegenstück fehlte.

Damals dachte ich öfters über den Sinn des Valentinstages nach. Und ich kam zu folgender Erkenntnis: Dieser Tag bereichert Chokolatiers und Blumenhändler, und vielleicht noch Grußkartenvertreiber. Aber ansonsten ist er total überbewertet. Wozu brauche ich einen bestimmten Tag, um den Menschen, die mir etwas bedeuten, zu zeigen was sie mir wert sind? Sollte ich das nicht jeden Tag im Jahr tun auch ohne dass der Einzelhandel mich penetrant per Herzchenauslagen daran erinnert?

Diese Gedanken führten während meiner Studienzeit auch zu einer Schlagzeile in der Zeitung. Ja, richtig, ich wurde auf der Straße zu meiner Meinung zum Valentinstag interviewt. Und die Redakteure der Zeitung entschieden sich für folgende Headline:

„Ines aus Essen nerven die Herzen!“

Darunter war ein Bild von mir zu sehen. Und ein Text gab in etwa das wieder, was ihr hier bereits gelesen habt.

Doch ausgerechnet zu dieser Zeit geschah etwas, was die Sicht auf den Valentinstag bei mir veränderte, ohne dass ich es gewollt hätte. Ich traf einen Mann. Wir lernten uns kennen. Eine ganze Weile lang…und dann trafen wir uns im Februar und merkten: es ist etwas Ernsteres. Dummerweise traf uns dann die Erkenntnis: Heute ist Valentinstag!

Und da hatten wir den Salat. Unser Jahrestag ist seither der 14.Februar und auch ohne das wir es wollten feiern wir seitdem den Valentinstag. Obwohl wir uns eigentlich einig sind: Der Grundgedanke dieses Tages hat nichts mit Nächstenliebe sondern viel mehr mit kommerziellen Interessen zu tun. Und ein richtiger Feiertag ist er ja eigentlich auch nicht…immerhin läuft das Leben genauso wie jeden Tag. Man geht arbeiten, zur Schule oder zur Uni und auch im TV läuft das selbe stupide Programm wie jeden Tag.

 

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